Atelier Galerie Nummer 9
Atelier Galerie Nummer 9

Dramatische Oper vor farbenfroher Kulisse

Irene Balter aus Üttfeld malt Bühnenbild für das Musical "Der Wind auf der Heide" von Chris Meux

 Foto: (e_eifel )

 

(Üttfeld) Bald ist es soweit: Am Freitag, 1. Juli, ist die Premiere der Musical-Oper "Der Wind auf der Heide" in Prüm (der TV berichtete). Die Künstlerin Irene Balter aus Üttfeld arbeitet zurzeit mit Hochdruck an der Gestaltung zweier "Gypsy-Waggons", wie die klassischen Zigeunerwagen in England genannt werden.

 

Üttfeld.

Der Fußboden ist übersät mit Farbdosen, Tellern, auf denen Farben gemischt werden, Tüchern und Pinseln. Im Atelier von Irene Balter wird im Augenblick rund um die Uhr gearbeitet. "Seit zweieinhalb Wochen bin ich fast ununterbrochen im Atelier zugange. Ich habe fast alle meine sozialen Kontakte schleifen lassen", sagt die freischaffende Künstlerin und lacht.

 

Christopher Meux, ehemaliger Musiklehrer am Regino-Gymnasium Prüm, hat sein drittes großes Bühnenwerk komponiert. In "Der Wind auf der Heide" geht es um die Romani, wie in England das fahrende Volk genannt wird. Für das Bühnenbild bemalt Irene Balter zwei "Gypsy-Waggons". So nennt man die klassischen Zigeunerwagen in England, wo das Stück spielt.


Warum seine Wahl auf die Üttfelderin gefallen ist, erklärt Meux so: "Irene hat keine Scheu vor Größe und Farbe. Ihre Bilder leuchten." Und in der Tat - wer sich im Atelier der gelernten Apothekenhelferin umsieht, erblickt fast ausschließlich großformatige Werke von kräftiger Farbe. Der Auftrag hat Irene Balter gereizt. Und: "Ich bin nicht farbenscheu." Ihr Nachbar, ein Schreiner, hat die Rahmenkonstruktion für die beiden Wagen gebaut. Die Front aus Sperrholzpappe bemalt sie nun mit Acrylfarben. Die Arbeit macht ihr Spaß. Die Gypsy-Wagen, auch Vardos genannt, sind meist sehr bunt. Sie wurden in England ab dem frühen 19. Jahrhundert bis noch lange ins 20. Jahrhundert benutzt und sind mittlerweile Sammlerobjekte. Die Fabrikation und Bemalung steht in einer langen handwerklichen und künstlerischen Tradition; es ist eine eigene Sparte der Volkskunst. "Zunächst waren die Gypsies zu Fuß unterwegs. Sie arbeiteten handwerklich oder als Erntehelfer. Wenn sie zu etwas Wohlstand gekommen waren, haben sie sich ein Pferd und einen Karren gekauft und ihr Zelt oder kleines Häuschen darauf montiert", sagt Christopher Meux. Im Laufe der Zeit wandelten sich die schlichten Gefährte zu kostbaren Objekten mit Fenstern aus Bleiglas und Gravuren.

 

Ungeahnte Aktualität

Zwei Jahre lang hat der Komponist für sein Werk recherchiert. Thematisiert wird die Stellung von Außenseitern in der Welt. In diesem Fall ist es ein fahrendes Volk mit eigener Kultur. Durch die momentane Flüchtlingsdebatte hat das Thema an ungeahnter Aktualität gewonnen. "Wir zeigen kurz, wie die Gypsies im Mittelalter durch Europa kamen. Im Mittelpunkt steht aber eine Familiengeschichte, die im 19. Jahrhundert spielt. Dann ändert sich die Welt durch den Holocaust." Klingt ernst - ist es auch. Aber es gebe neben dem Dunklen viel Heiteres, sagt Meux. "Das ist kein schwieriges Stück, es gibt viele volksliedähnliche Nummern", sagt der gebürtige Brite. Der setzt nicht nur bei der Kulissengestaltung auf einheimisches Talent - auch bei seinen Darstellern findet man "alle möglichen Leute aus der Umgebung", sagt Meux.
Und die Gypsy-Wagen erleben zurzeit ein Comeback. So heißt in den USA, Großbritannien und Frankreich der neuste Trend: "Glamping" - zusammengesetzt aus glamourös und Camping. Im französischen Roulette kann man Urlaub in einem bunt bemalten Zigeuner-Wagen buchen und durch dessen gläsernes Dach in den nächtlichen Himmel schauen.

 

28.06.2016
Stefanie Glandien

 

 

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balter/eifel/02.07.01 – AD-Nr. 920 – boss0216

Kunst "zum Anbeißen" in ländlicher Atelier-Galerie

Irene Balter bringt die Schönheit der Natur zum Leuchten

von Heinz-Günter Boßmann

Oberüttfeld (boß) Leuchtende Farben und pralle Früchte in Hülle und Fülle – das ist der erste Eindruck beim Betreten der Galerie von Irene Balter am Dorfrand von Oberüttfeld, einer kleinen Gemeinde im Kreis Bitburg-Prüm. Hier in dem stilvoll ausgebauten Bauernhaus hat sich die passionierte Künstlerin ein eigenes Reich gebaut, um ihre Arbeiten zu schaffen und zu präsentieren.

Im Erdgeschoss der Galerie läuft dem Betrachter das Wasser im Mund zusammen, so saftig lachen ihn die Äpfel und Birnen, Kiwis und Melonen hier an. Die vorherrschenden Farben, von der Malerin selbst gemischt, sind klare Rot- und Gelb-Töne, die von Lichtreflexen zum Glänzen gebracht werden.

Steigt der Besucher die Treppe hoch ins Obergeschoss, eröffnen sich ihm andere Bilderwelten: hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Großformatige Akte, Paare, Portraitstudien – immer aber dem gleichen Anspruch von Ästhetik unterworfen, der allen Arbeiten von Irene Balter eigen ist, die sich der Faszination des Schönen und des Erotischen verschrieben hat. Beziehung oder – als Gegenpol – Beziehungslosigkeit prägen hier die Bilder. Personen, einander zugeneigt in einer fast greifbaren Atmosphäre von Harmonie und Vertrauen. Aber auch die einsame Schöne am Meeresstrand – hingegeben an das Licht und an eine Sehnsucht, den Blick träumerisch in die Ferne gerichtet.

Unmittelbar ins Herz schaut einem dagegen der "Indianer", ein überlebensgroßes Gesicht – unbeugsam, stolz, zerbrochen. Ein Anruf an die sogenannte "zivilisierte Welt", den Schutz der Minderheiten ernst zu nehmen.

"Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang" schreibt Rainer Maria Rilke in seinen Duineser Elegien. Er lässt damit anklingen, dass in allem ein Geheimnis ruht, auf dessen Spur die Kunst locken soll. Manfred Plate nennt das in einem seiner Aufsätze "Momente des Ewigen". Bei Irene Balter wird spürbar, dass sie die Oberflächlichkeit des reinen "Designs" überschritten hat und sich tieferen Schichten der Wirklichkeit nähert.